Welche Beschwerden verursachen Durchblutungsstörungen der Beine?
Die verminderte Blutzufuhr des Beines kann zu Schmerzen und Muskelkrämpfen führen, die während des Gehens auftreten. Bleibt man nun stehen, vergehen die Schmerzen, um beim neuerlichen Gehen wiederzukommen. Man spricht von der so genannten Schaufensterkrankheit (claudicatio intermittens). Bei fortschreitender Durchblutungsstörung treten die Schmerzen bereits in Ruhestellung auf - typischerweise vor allem in der Nacht. Auch kann es zum Absterben von Gewebe kommen, vor allem im Zehen- und Fersenbereich. Ruheschmerz und Gangrän sind kritische Störungen, hier muss eine Behandlung erfolgen, um das Bein zu erhalten.
Durchblutungsstörungen der Beine können auch akut – wie aus heiterem Himmel - auftreten (akute Ischaemie). Ursache ist hier meist ein plötzlicher Schlagaderverschluss durch ein Blutgerinnsel. Heftigste Schmerzen, Kälte und auch Lähmungen erfordern im Fall einer akuten Durchblutungsstörung immer eine sofortige Spitalseinweisung, denn es besteht höchste Amputations- und sogar Lebensgefahr!
Wie wird die Durchblutungsstörung untersucht?
Der Schweregrad der Durchblutungsstörung wird vom Arzt durch Befragung des Patienten (Beschwerdebild) sowie durch genaue Untersuchung des betroffenen Beines festgestellt. Dann erfolgt durch das Tasten des Schlagaderpulses in der Leiste, der Kniekehle und der Knöchelregion eine anatomische Zuordnung der Gefäßverengung, die im Bereich der Becken-, der Ober- oder auch Unterschenkelarterien liegen kann, wobei auch ein Mehretagenbefall möglich ist. Schließlich wird durch eine vergleichende Blutdruckmessung am Arm und Bein das Ausmaß der Minderdurchblutung des Beines berechnet (AB-Index).
Bei schweren Durchblutungsstörungen, die eine invasive Behandlung erforderlich machen (siehe Punkt "Behandlung) ist auch eine Gefäßdarstellung durch Ultraschall, Magnetresonanz (MR-Angiographie) oder CT (CT-Angiographie) notwendig.
Behandlung
Therapie der Risikofaktoren:
Immer müssen die Risikofaktoren behandelt werden, die zur Gefäßverengung geführt haben! Ganz wichtig ist es, mit dem Rauchen aufzuhören! Der erhöhte Blutdruck und der Diabetes müssen vom Hausarzt eingestellt und überwacht werden. Lipidsenker, fettarme Kost und viel Bewegung runden das Bild ab. Das erfordert bei vielen Patienten ein Umdenken und eine Änderung der bisherigen Lebensweise, die letztlich mitverantwortlich für das Auftreten der Erkrankung war. Aber auch die Angehörigen müssen dem Patienten dabei helfen, die Umstellung auf den lebensverlängernden Lebenswandel zu bewerkstelligen.
Therapie durch Training und Medikamente:
Die Behandlung der lokalen Durchblutungsstörung erfolgt nun in Abhängigkeit von den zugrundeliegenden Beschwerden. Patienten mit Schaufensterkrankheit können durch gezieltes Gehtraining ihre Gehleistung bis auf das Dreifache steigern. Dies kann durch Medikamente unterstützt werden, wobei hier die Palette von Tabletten bis hin zu Prostaglandin-Infusionskuren reicht.
Invasive Therapie:
Ruheschmerz und Gangrän werden auch als "kritische Ischaemie" bezeichnet, hier droht ohne Verbesserung der Durchblutung der Beinverlust durch Amputation. Verengungen und Verstopfungen der Schlagadern müssen in diesem Fall beseitigt werden, um das Bein erhalten zu können. Die Durchblutungsverbesserung erfolgt in jedem Fall invasiv, das heißt mittels Ballonkatheter (leichtere Fälle) oder Operation (schwerere Formen). Welches Verfahren im Einzelfall am geeignetsten ist, hängt vom lokalen Gefäßbefund ab. Jede invasive Behandlung verfolgt das Ziel, auf möglichst schonendem und risikoarmem Wege eine ausreichende Durchblutung wiederherzustellen, weshalb auch allgemeine Faktoren wie Alter und Gesundheitszustand in diese Entscheidung einfließen müssen.
Details zur invasiven Therapie
Prinzip der Ballondehnung:
In Lokalbetäubung wird über die Leistenschlagader unter Röntgenkontrolle über einen dünnen Draht ein Katheter bis zur verengten Stelle der Schlagader vorgeschoben. An der Katheterspitze wird nun (indirekt von außen) ein Dehnungsballon aufgefüllt, wodurch die Gefäßverengung aus der Mitte in die äußere Gefäßwand weggedrückt wird. Der Behandlungserfolg kann durch Einbringen eines Drahtgitterröhrchens (Stent) unterstützt werden.
Einsatzbereiche: Verengungen und kurzstreckige Gefäßverschlüsse im Becken, Ober- und Unterschenkel.
Prinzip der Ausschälplastik:
Der erkrankte Gefäßabschnitt wird operativ freigelegt, die Schlagader im befallenen Bereich eröffnet und die verkalkten Gefäßwandanteile herausgeschält. Es verbleibt die – immer gesunde – äußerste Gefäßwandschicht mit glatter (wichtig!) innerer Oberfläche.
Einsatzbereiche: Verengungen und Verschlüsse besonders in gelenksnahen Bereichen wie der Leiste, die Behandlung wird oft mit Ballondehnungen kombiniert (Hybrideingriff).
Prinzip der Bypass-Operation:
Ist die Erkrankung der Arterie so schwer bzw. ausgedehnt, dass eine Reparatur dieses Abschnittes nicht mehr möglich ist, wird eine Gefäßumleitung (Bypass) angelegt. Dazu wird das Blut durch eine künstliche Gefäßprothese (beim Beckenarterienbypass) bzw. eine körpereigene Vene (beim Beinarterienbypass) an den erkrankten Gefäßabschnitten vorbei in wiederum gesunde Abstromgefäße geleitet.
Einsatzbereiche: bei längerstreckigen Verschlussprozessen von der Bauchschlagader bis in den Fußbereich hinein möglich.
Nachbehandlung
Verhindern eines Wiederauftretens
Um ein Wiederauftreten der Gefäßverkalkung an gleicher oder anderer Stelle zu verhindern und auch den Erfolg einer invasiven Therapie langfristig aufrechtzuerhalten, ist eine medikamentöse Verdünnung des Blutes erforderlich. Die Form der Blutverdünnung ist abhängig von Art und Ausmaß der Schlagadererkrankung und reicht von Aggregationshemmern (Aspirin/ASS, Clopidogrel/Plavix) bis hin zur oralen Antikoagulation (Marcoumar, DOAKs).
Wichtig sind regelmäßigen Kontrolluntersuchungen mit Ultraschall in halb- bis ganzjährlichen Abständen. Und ganz besonders wichtig ist es, dass Gefäßpatienten wissen, dass sie sich bei jeder Veränderung ihrer Durchblutungssituation auch in der Zeit zwischen den vereinbarten Kontrollen akut untersuchen lassen müssen.