Welche Beschwerden verursacht die Verengung der Halsschlagader?
Meistens keine! Viele ältere Personen haben eine Halsschlagaderverengung, wissen es aber nicht (asymptomatisches Stadium)!
Die Wahrscheinlichkeit für einen plötzlichen Schlaganfall in diesem Stadium hängt vom Grad der Einengung (Stenosegrad) ab. Sie ist bei hochgradigen Stenosen von über 70 % derart hoch, dass auch im asymptomatischen Stadium dringend zur Behandlung geraten werden muss.
Es gibt Vorboten des drohenden Schlaganfalls, vorübergehende Ausfälle, die im Volksmund auch "Streiferl" genannt werden. Sie werden durch verschleppte kleinste Blutgerinnsel ausgelöst, die im Gehirn abgebaut werden, bevor sie bleibenden Schaden verursachen können. Sie äußern sich in Form von Sehstörungen (Amaurosis fugax) auf der Seite der verengten Halsschlagader oder durch vorübergehende Gefühllosigkeit bzw. Lähmungen der Gegenseite sowie vorübergehende Sprechstörungen (TIA, PRIND).
Der manifeste Schlaganfall sowie dessen Folgezustände sind schwere neurologische Erkrankungen, die das zugrundeliegende Problem der Halsschlagaderverengung in den Hintergrund treten lassen. Daher kommt gerade im Bereich der Carotis der Vorsorge enorme Bedeutung zu.
Welche Untersuchungen sind bei Verdacht auf Halsschlagaderverengung erforderlich?
Höhergradige Verengungen im Halsschlagaderbereich können vom geübten Untersucher mit dem Stethoskop gehört werden. Die Farbduplexsonographie ("Carotisultraschall") ist das Verfahren der ersten Wahl, es können damit die Verengung erkannt und auch der Stenosegrad in Prozent und Flussbeschleunigung angegeben werden. Bei stark verkalkten Gefäßen, Verdacht auf komplexere Gefäßveränderungen oder stattgehabte Insulte, sowie vor jedem Korrektureingriff sollte auch eine Magnetresonanzdarstellung des Gehirns und der Hals- und Kopfgefäße durchgeführt werden.
Behandlung
Therapie der Risikofaktoren:
Bei allen Betroffenen müssen alle Risikofaktoren, insbesonders der hohe Blutdruck, behandelt werden! Auch sollte der Zustand der Herzkranzgefäße überprüft werden, da diese bei 90 % aller Carotispatienten ebenfalls erkrankt sind. Bei asymptomatischen gering bis mittelgradigen Verengungen wird die Bildung von Blutgerinnseln durch Aggregationshemmer (Aspirin/ASS) wirkungsvoll unterdrückt und durch Ultraschallkontrollen in 6-monatigem Abstand eine Zunahme des Verengungsgrades ausgeschlossen
Chirurgische Therapie – Ausschälplastik:
Höhergradige Carotisstenosen (>70 %) sowie geringere Verengungen, die trotz Blutdrucksenkung und Gerinnselhemmung weiter zunehmen, müssen operativ behandelt werden, da das Schlaganfallsrisiko in diesen Fällen hoch ist. Die gilt besonders für jene Patienten, die bereits Ausfälle hatten. Als Operationsverfahren kommt hier die Ausschälplastik zur Anwendung. Die Halsschlagader wird über einen kleinen Schrägschnitt am Hals eröffnet und die Verengungen werden ausgeschält. Die eröffnete Halsschlagader wird durch Einnähen eines Venen- oder Kunststoffstreifens sodann wieder verschlossen. Dieser Eingriff ist nicht belastend, allerdings selbst mit einem sehr kleinen Schlaganfallsrisiko behaftet, dem durch mehrere operationstechnische Maßnahmen begegnet wird.
Gibt es eine Alternative zur Halsschlagaderoperation?
Jede Form der Manipulation am verkalkten Gefäß kann zum Ablösen von Kalkstücken bzw. anhaftenden Blutgerinnseln führen, die dahinterliegende Gefäßbezirke verstopfen können. Diese Mikroembolie genannten Verstopfungen werden vom Herz- und Skelettmuskel meist problemlos toleriert. Die Halsschlagader mündet allerdings direkt in das auch für kleinste Mikroembolien besonders empfindliche Gehirn. Hier lösen Mikroembolien Schlaganfälle mit unterschiedlichen Dauerfolgen aus! Daher ist die Ballondehnung mit Stenteinlage, die bei kurzstreckigen Verengungen von Körperschlagadern in sonst allen anderen Körperregionen problemlos möglich ist, wegen des erhöhten Embolierisikos im Bereich der Carotis derzeit nur in bestimmten Ausnahmefällen zu empfehlen.